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Peakoil Reloaded

Kapitel 35


  
Am nächsten Tag kam Achim freudestrahlend in den Garten, wo Alice gerade Unkraut ausriss.

"Den haben wir es aber eingeschenkt, diesen Staatsmarionetten, nicht wahr?"

"Ja, das war großartig, wie ihr das hier und in Eichingen geschafft habt. Meine Mutter kann jetzt übrigens schon mit dem neuen Fahrrad in die Stadt fahren. Das finde ich fast genau so toll. Jetzt überwacht sie alleine den Laden. Einfache Geschäfte kann sie sogar schon wieder selbst abwickeln und wenn sie nicht klar kommt, klingelt sie nach uns."

"Das ist ja phantastisch! Überall gute Nachrichten. Jetzt können wir uns wirklich dem Aufbau der Zukunft widmen. Schau mal, was ich dir mitgebracht habe."

Hinter seinem Rücken holte er zwei hundegroße Geräte hervor. Er setzte sie auf den Gartenweg und trat einen Schritt zurück.

"Jetzt müssen sie erst mal Sonne tanken und dann gehts los. In der Wartezeit können wir uns über den weiteren Bau des Scheffler-Spiegels unterhalten. Ich habe nämlich auch die Chemikalien mitgebracht."

"Das ist ja wie Weihnachten! Dann muss ich wohl nur noch meinen Ring holen und dann können wir mit dem Versilbern anfangen?" Alice hatte sich entschieden, einen Ring zu opfern, den sie sich in ihrer Jugend an einem Stand mit Asia-Kleinkram gekauft hatte. Inzwischen war ihr der Ring sowieso zu klein.

"Genau! Diese Salpetersäure hier wird ihn auflösen und dann haben wir die Ausgangsbasis zum Versilbern."

"Das muss ja ein aggressives Zeug sein, diese Säure."

"Stimmt, muss sie aber auch, um den Ring zu verflüssigen."

"Schau! Da tut sich was bei den Robotern", Alice beobachtete fasziniert, wie die erste der kleinen Maschinen sich in Bewegung setzte. Sie watschelte drollig auf das Beet zu, in dem Alice gerade gegen Gras und Brennesseln gekämpft hatte. Vor einer Brennesselpflanze angekommen, fuhr sie einen Greifer aus und riss die Pflanze aus dem Boden. Dann verspeiste sie die Brennessel mit einem raspelnden Geräusch.

Alice war begeistert: "Ist ja toll! Und das hast du zusammen mit Jens hingekriegt?"

"Ja", man konnte Achim ansehen, wie stolz er auf den Gartenhelfer war.

"Und wie unterscheiden die zwischen Unkraut und Gemüse?"

"Die gängigen Pflanzen haben sie in einer Datenbank und exotische Sorten kannst du ihnen beibringen."

"Klasse! Und die Energie kommt durch diese Photovoltaikzellen?"

"Nur die zum Start. Bei den neuen Modellen haben wir es geschafft, dass sie die Pflanzenreste direkt verdauen und in nutzbare Energie umwandeln. Darum arbeiten sie auch bei bewölktem Himmel und sogar in der Nacht gehen sie auf Schneckenjagd."

"Ich bin zutiefst beeindruckt."

"Das freut mich. Wenn du willst, können wir die Roboter jetzt arbeiten lassen und uns dem Spiegelbau widmen."

"Glaubst du wirklich, dass die kleinen Kerlchen alleine klarkommen?"

"Aber sicher. Bei uns im Garten arbeiten sie schon eine ganze Weile unbeaufsichtigt."

"Gut, dann lass uns in die Werkstatt gehen."

Den alten Schuppen hatte Alice zu einer Werkstatt umfunktioniert, denn nur dort war genug Platz gewesen, um die vielen Glasscheiben zu bearbeiten und die Teile für das Gestell und die Energiegewinnung auszubreiten. Alice holte den Ring aus ihrem Zimmer und überreichte ihn Achim, der ihn in ein geeignetes Gefäß legte und vorsichtig die Salpetersäure darüber goss. Man konnte zusehen, wie sich der Ring auflöste.

"Was würdest du eigentlich davon halten, wenn wir beide eine Firma aufmachen, die Scheffler-Spiegel anbietet?"

"Eine Firma? Aber ich dachte, du bist schon auf eurem Hof und mit den Robotern schwerst eingespannt."

"Stimmt, aber überall bin ich nur der Assistent. Der Hof und die Roboterfirma ist Jens' Sache. Er behauptet zwar, dass er ohne mich nicht auskommt, aber das stimmt nur teilweise. Ich würde ihm ja auch nicht verlorengehen, wenn wir eine eigenen Firma hätten. Genausowenig, wie du hier bei deinen Eltern aufhören müsstest. Ich würde aber sehr gerne auch etwas eigenes aufbauen."

"Mit mir?"

"Ja, am allerliebsten mit dir. Du könntest dich um die Kundenkontakte kümmern und ich baue die Spiegel."

"Klingt sehr interessant! Auf Dauer würde es mir wohl auch nicht ausreichen, immer nur als Verkäuferin und Kellnerin bei meinen Eltern zu arbeiten."

"Das dachte ich mir doch. Schließlich hast du ja schon in einer Firma gearbeitet, die Energieproduzenten anbot."

"Ja, nur, dass die nicht liefern konnten. Ich glaube, ich brauche ein Weilchen, um über deine Idee nachzudenken. Das kommt alles sehr überraschend."

"Klar, die Zeit solltest du dir nehmen."

"Ich gehe mal in mein Zimmer, denn ich habe erweiterte Pläne von dem Spiegelbauer aus Indien bekommen. Der hat für das Energiemodul noch ein paar Vereinfachungen ausgetüftelt."

"Tu das. Ich muss hier sowieso noch an der Nachführung weiterarbeiten."

Alice spurte in ihre Zimmer und holte die Pläne. Dann suchte sie ihren Vater und fand ihn im Tankstellenladen, wo er nach der Anleitung von Alices Mutter Zwiebeln schnitt. In den letzten Wochen verbrachte er viel Zeit mit seiner Frau und hatte sogar ein wenig kochen gelernt, um sie unterstützen zu können. Voller Aufregung erzählte Alice ihren Eltern von Achims Plänen mit der Firmengründung. Zu ihrer Überraschung hatte keiner der beiden Einwände gegen diese Idee. Ihr Vater schlug ihr sogar wohlwollend auf die Schulter und die Mutter nickte heftig. Zufrieden ging Alice zurück in die Werkstatt.

"Ich glaube, ich mache mit bei der Firma", verkündete sie. "Meine Eltern sind auch einverstanden und schienen sich sogar zu freuen."

"Wunderbar!" scheu nahm Achim Alice in die Arme und gab ihr anschließend einen Kuß auf die Wange, den sie erwiderte.

"Ja, Partner!" zur Besiegelung ihrer Firmenpläne ergriff Alice feierlich Achims Hand und schüttelte sie ausgiebig.

An diesem Tag schafften sie es, einen Teil der vielen Glasfassetten zu versilbern. Sie schimmerten einfach herrlich, fand Alice. Von nun an kam Achim jeden Tag ein paar Stunden, um an ihrem gemeinsamen Werk weiter zu arbeiten.

Und dann war es soweit: beiden war klar, dass sie den Spiegel an diesem Tag vollenden konnten, wenn sie nur lange genug dranblieben.

Hunderte von spiegelnden Glasscheiben mussten am Rahmengestell befestigt werden, der Generator wurde mit der Turbine verbunden, die vom Wasserdampf angetrieben werden sollte und Rohre für die Restnutzung der Wärme mussten verlegt werden, wenn auch erst provisorisch in einen Behälter in der Werkstatt.

Achim blieb zum Abendessen, das Alices Eltern angesichts des kommenden Ereignisses besonders üppig gestaltet hatten. Dann gingen Achim und Alice wieder auf den Hof, wo Alice bei Kunstlicht die letzten Spiegel montierte. Achim tüftelte noch an den Feinheiten der Energieproduktion.

Kurz nach zwei Uhr nachts war der Spiegel endlich fertig.

Die beiden Erbauer fassten sich an den Händen und führten mitten in der Dunkelheit des Hofes einen Freudentanz auf. Ich könnte fast platzen vor lauter Glück. Welch eine herrliche Nacht.

"Und morgen scheint dann das erste Mal die Sonne darauf", freute sich Alice.

"Diesen Moment sollten wir uns nicht entgehen lassen."

"Stimmt eigentlich. Dann müssten wir aber fast solange aufbleiben. Denn wenn ich mich jetzt hinlege, verschlafe ich bestimmt."

"Genau! Mir würde das nichts ausmachen, bis zum Sonnenaufgang zu warten, und dir?"

"Mir auch nicht. Wir können uns ja gegenseitig wach halten."

"Stimmt! Ich hole uns was, damit wir es uns bequem machen können."

So leise sie konnte, schlich Alice ins Haus, denn sie wollte ihre Eltern nicht aufwecken. Aus dem Keller holte sie zwei Isomatten und einen Schlafsack, den man zur Decke aufklappen konnte. Zurück auf dem Hof legte sie eine Isomatte auf den Boden am Haus und die andere lehnte sie gegen die Wand, damit sie sich bequem anlehnen konnten. Sie forderte Achim auf, es sich neben ihr bequem zu machen und breitete die Decke über beiden aus.

"Gut so?" fragte sie Achim.

"Ja, ganz herrlich!"

Zaghaft ergriff Achim Alices Hand. Sie fühlte sich warm und kräftig an. Alice schaute Achim tief in die Augen und dann küsste sie ihn - lange und leidenschaftlich.

Wie göttlich er küsst. Das hätte ich ja gar nicht erwartet, wo er doch immer so schüchtern scheint. Als würde er nur seine Technik kennen. Ah, wenn dieser Moment doch nur endlos andauern würde.

Die Wartezeit bis zum Sonnenaufgang verbrachten sie küssend und mit Zärtlichkeiten. Daher dauerte es gar nicht lange, bis sich im Osten ein schwach silberner Streifen zeigte. Wenige ausgiebige Küsse später schaute Achim auf seine Uhr.

"Nur noch drei Minuten, dann ist es soweit."

Gebannt beobachteten die beiden, wie sich die Sonne über den Horizont schob.

Dann endlich traf der erste Sonnenstrahl auf den Spiegel.

"Wow!" entfuhr es Achim.

"Mein Gott, ist das hell!"

Peakoil Reloaded

Twilight in the Desert. The Coming Saudi Oil Shock and the World Economy
von Matthew R. Simmons

Jenseits des Ölgipfels
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Peakoil Reloaded
Peakoil Reloaded

136 Seiten
ISBN 3-938764-00-7

Preis: 14.80 Euro

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