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Peakoil Reloaded

Kapitel 24


  
Gegen Abend kamen Alices Eltern mit ihrem bis unters Dach vollgeladenen Kombi vom Einkaufen zurück. Das Ausladen zu dritt dauerte eine gute halbe Stunde. Nur vier Kisten mit Spaghetti verblieben im Auto. "Für die Hippies", war das einzige, was Alices Vater dazu sagte.

Anschließend erholte sich die Familie auf den Bänken vor ihrem Laden. Alice nutzte die Gelegenheit, um von ihrer Begegnung am Nachmittag und den Plänen mit der Biogasanlage zu berichten. Wie erwartet war Alices Vater begeistert von der Aussicht, bald wieder regelmäßiger Treibstoff im Angebot zu haben.

"Da werde ich doch mal alle Hebel in Bewegung setzen, um denen wenigstens einen Teil des benötigten Sprits zu besorgen. Dann fällt es ihnen später bestimmt leichter, uns zu beliefern", Alices Vater wirkte mindestes fünf Jahre jünger als in der ganzen letzten Zeit.

Am nächsten Morgen klemmte sich Alices Vater sofort hinters Telefon. Nach zwei Stunden kam er mit stolzgeschwellter Brust zu Alice in den Garten.

"So, ich habe eine Sonderlieferung aufgetrieben. Wenn du magst, kannst du heute nachmittag mit zu den Hippies kommen. Wir bringen denen dann auch gleich die Nudeln."

"Gerne!"

Nach dem Mittagessen packten Alice und ihr Vater zusätzlich zu den Spaghettis noch neue Zucchinis ins Auto und fuhren nach Eichingen. Wenn wir Fahrradanhänger hätten, bräuchten wir für so eine Fahrt gar keinen Sprit verfahren. Aber als Tankstellenbesitzer wäre das bestimmt nichts für Vater. Kurz vor dem Dorfeingang fuhren sie an einer Baustelle auf einem Feld vorbei, auf dem mehrere Männer eifrig werkelten. Andere arbeiteten auf dem Acker. Obwohl Alice sich fast den Hals verrenkte, konnte sie nicht erkennen, wer dort tätig war. Ist doch auch egal für mich, oder?

Dann fuhren sie auf den schmalen Straßen durch das Dorf. Das letzte Grundstück vor den Weinbergen war der Trautmannhof. Alices Vater hielt auf dem Hof, dann betraten beide mit je einer Spaghetti-Kiste das Haus. In der Küche saßen eine alte Frau und ein Kind am Tisch und schnitten Gemüse. Zwei jüngere Frauen drängten sich um die Spüle.

"Hallo, wir bringen Ihnen Nudeln und etwas Gemüse."

"Oh, das ist ja wunderbar", riefen die Frauen wie aus einem Munde. Die alte Frau stand auf und eine der jüngeren Frauen blickte kurz fragend zur anderen. Als diese nickte, eilte auch die junge Frau auf Alice und ihren Vater zu. Es war die Frau, die Alice an Ostern in der Kirche gesehen hatte. Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, nahm Alice die Kiste ab und stellte sie auf den Küchentisch. Dann schüttelte sie erst Alices Vater, der seine Kiste an die alte Dame losgeworden war, die Hand und anschließend Alice.

"Vielen Dank! Ich bin übrigens Johanna."

"Sehr schön. Ich bin Alice."

"Die aus dem Wunderland?" rief das Mädchen vom Tisch aus dazwischen.

"Ja genau, die bin ich. Oder zumindest ihre Namensvetterin. Meine Mutter hat das Buch von Alice so gerne gelesen und mich darum so genannt."

"Is ja toll, ich bin die Sonja und das dort ist Heide", das Mädchen war aufgestanden und hüpfte aufgekratzt um Alice und ihren Vater herum.

"Prima Sonja!"

Auch die Frau namens Heide schüttelte die Hände der Ankömmlinge.

"Kann es sein, dass ich Sie von früher kenne? Aus meiner Kindheit?" fragte Alice, der die Frau vage vertraut schien.

"Aber sicher doch. Wenn ich mich nicht irre, hast du früher hier manchmal gespielt. Sehr zum Missfallen deiner Eltern", Heide warf einen verschmitzten Blick auf Alices Vater, der nicht recht zu wissen schien, wie er auf diese Bemerkung reagieren sollte. Doch schließlich erlag er dem Charme der alten Dame und lächelte.

Dann gingen alle auf den Hof und trugen die restlichen Kisten und Zucchinis ins Haus. Auch die kleine Sonja schleppte mehrere von den riesigen Gartenfrüchten und sah sehr drollig dabei aus.

"Wo ist eigentlich Ihr Gatte?" fragte Alices Vater als alles reingetragen war. "Denn ich würde gerne mit ihm über die Biogasanlage und Treibstoff für deren Transport sprechen."

"Die Männer sind alle unten auf der Baustelle", antwortete Johanna.

"Gut, dann werde ich dort hingehen. Alice, willst du bei den Damen bleiben und sie kennenlernen."

"Ja, das ist eine gute Idee, sofern hier nichts dagegen spricht", dabei schaute Alice Johanna und Heide fragend an.

"Gerne, ich freue mich, wenn du noch eine Weile hier bleibst", lud Johanna Alice ein.

"Ich helfe auch gerne beim Schneiden des Gemüses."

"Noch besser! Dabei plaudert es sich wunderbar."

Der Vater verließ die Küche und machte sich auf den Weg zur Besprechung mit den Männern. Johanna suchte ein Messer und Brettchen für Alice und gesellte sich selbst auch zu den Gemüseschnipplerinnen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die andere Frau mit dem Restabwasch alleine klar kam.

Alice genoss die Unterhaltung mit Johanna und Heide. Johanna hatte so einen wachen Intellekt, wie Alice es auf dem Land nur von wenigen gewohnt war. Auch Heide war ein erfreulicher Gesprächspartner. Für Alice war es eine gelungene Mischung aus den Vorteilen der Stadt- und Landbewohner. Aber warum wäre ich noch lieber unten auf der Baustelle, bei den Verhandlungen von Vater? Dabei gefällt es mir hier doch ausgesprochen gut. Ich könnte noch Ewigkeiten mit den Frauen quatschen.

Als ihr Vater mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurückkam, fiel es Alice sehr schwer, sich von den Frauen zu verabschieden. Sie beschloss, öfter zum Trautmannhof zu fahren. Aber solange das Gemüse im eigenen Garten so üppig wuchs, konnte sie sich wohl nicht so oft frei nehmen, wie sie gewollt hätte.

Auf der Fahrt nach Hause berichtete Alices Vater, dass er günstige Vereinbarungen mit dem Herrn des Hofes getroffen hatte. Als sie an der Baustelle vorbeikamen, fuhr Alices Vater etwas langsamer, damit Alice sehen konnte, wie die Männer dort bauten. Eine größere Fläche wurde gerade betoniert. Für einen kurzen Moment erhaschte sie auch einen Blick auf Achim und wunderte sich, dass ihr das Herz plötzlich bis zum Halse schlug.

Zuhause angekommen, fiel Alice ein, dass sie Annette noch eine Email schuldig war und setzte sich im ersten geeigneten Moment in ihr Zimmer, um Annette von den interessanten Leuten zu berichten, die sie kennengelernt hatte. Als sie gerade fertig war, klopfte es an ihrer Tür und Alices Mutter kam herein.

"Mir ist heute siedendheiß eingefallen, dass du noch einen Gesundheitspass brauchst, wenn du beim Essenausgeben hilfst. Und meinen Pass muss ich schon wieder verlängern lassen. Sonst könnten wir bei Kontrollen in Teufels Küche kommen. Wir sollten am besten gleich morgen nach Freiburg fahren."

"Diese Behörden! Halten einen ständig vom Arbeiten ab. Wie kommen wir denn nach Freiburg?"

"Am besten nehmen wir den Zug, das geht am schnellsten."

"Den Zug? Oh je, ich weiß nicht, ob ich mich das traue."

Peakoil Reloaded

Beyond Oil: The View from Hubbert's Peak
von Kenneth S. Deffeyes

Jenseits des Ölgipfels
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Peakoil Reloaded
Peakoil Reloaded

136 Seiten
ISBN 3-938764-00-7

Preis: 14.80 Euro

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