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EMP - Ein Survivalroman

Kapitel 6


  
Am dritten Tag nach dem Crash räumten wir vormittags wieder soviel wie möglich aus dem Haus in den hinteren Keller. Im Haus sah es immer kahler aus. Auch einige Sachen, die wir täglich benutzten, waren schon in den Keller gewandert. Die Küche war schon halb leer und meine bevorzugten Töpfe, Messer und Teller fehlten auch. Das war andererseits natürlich praktisch, denn die Spülmaschine funktionierte sowieso nicht, und wenn man nur zwei Teller im Schrank hat, braucht man auch nur zwei Teller abzuspülen.

Vor allem war es schwer zu entscheiden, was in den Keller sollte und was nicht. Viele Sachen wollten wir auch im Haus lassen, weil sie entweder uninteressant für Plünderer waren, oder wir sie nicht vermissen würden, wenn sie weg wären. Andere Sachen waren uns lieb und teuer und sollten gerettet werden, oder sie hätten es den Plünderern zu angenehm gemacht, beispielweise Essen. Und dann kam da noch die Frage an welchem Tag was verstaut werden sollte. Je früher wir etwas in den Keller brachten, desto länger müssten wir darauf verzichten in der "Wartezeit" auf die Plünderer. Andererseits mussten besonders wichtige Sachen frühzeitig verstaut werden, falls die Plünderer früher kommen würden. Dabei hatten wir uns natürlich schon lange vorher einen ausführlichen Plan gemacht, was wann in den Keller geräumt werden sollte. Das half zwar, aber in der Praxis gab es dennoch viel zu überlegen.

Als wir mit dem Schleppen für diesen Tag fertig waren, machte sich Felix daran, den Stromgenerator erstmals in Betrieb zu nehmen und auch die Lage im Netz nochmal zu überprüfen.

Nach kurzer Zeit hörte ich es im Keller knattern und erfreute Rufe kamen von Felix. Ich eilte zu ihm und bestaunte das Wunder der Technik, das den grossen Crash überstanden hatte. Die schützende Metallhülle lag daneben auf dem Boden, der Generator lief und die angeschlossene Testlampe leuchtete. Das erste elektrische Licht seit Tagen. Obwohl es uns ja eigentlich nicht sehr gefehlt hatte, durchlief mich dennoch ein Schauer der Erleichterung. Fritz schloss einige unserer Akkuladegeräte an den Generator, denn das war erstmal das Wichtigste. Dann nahm er eine lange Verlängerungsschnur und marschierte damit ins Büro, um sich den Computern zu widmen.

Für mich stand an diesem Tag das Rucksack-Packen auf dem Plan. Natürlich waren unsere Rucksäcke schon seit langem vorgepackt, aber ich wollte die Sachen überprüfen und die Rucksäcke entsprechend unserer Situation etwas umpacken. Auch die Nahrungsmittel wollte ich durch frische Sachen ersetzen.

Zuerst packte ich den ganzen Rucksack aus, um mir einen Überblick zu verschaffen. Den Inhalt verglich ich mit der Checkliste, die im obersten Fach des Rucksacks steckte.

Das stand alles drauf:

  • Robuste Kleidung zum Wechseln; Socken und Unterbekleidung doppelt.
  • Extra Pulli, falls es kalt wird.
  • Wasserdichte Jacke, die auch Wind und Kälte abhält. Da gibt es welche, die man ganz kleinen zusammenrollen kann.
  • Ersatzschuhe, falls noch Platz dafür ist.
  • Schlafsack
  • Isomatte oder ähnliches zum Unterlegen
  • Biwacksack, falls man kein Zelt aufbauen kann
  • Zelt, möglichst klein und leicht
  • Kochgeschirr, für den Rucksack eignet sich ein BW-Henkelmann
  • Notkocher, z.B. Esbit-Kocher, kleine Version, mit dem man aber nur kleine Portionen kochen kann. Dafür passt er samt Brennwürfel in das Kochgeschirr.
  • Wasserflasche
  • Essen und Trinken für drei Tage, oder mehr, wenn man länger unterwegs ist. Wichtig sind hier Sachen, die man auch ohne Kochen und Zubereitung essen kann; man weiss ja nie, ob man kochen kann.
  • Messer mit mittelgrosser Klinge
  • Multifunktions-Taschenmesser, z.B. schweizer Messer. Auch Leatherman wäre geeignet
  • Taschenlampe
  • Mindestens 5 m Seil, dick genug, um zur Not einen Menschen aus dem Abgrund ziehen zu können.
  • Mindestens 20 m Mehrzweckschnur für dies und das
  • Handtuch
  • Eine Packung feuchtes Toilettenpapier, denn das ist kompakter und gründlicher, als normales Toiletten-Papier
  • Sonnenschutzmittel
  • Zahnputzzeug
  • Kamm
  • Waschtücher in klein und gross, z.B. Erfrischungstücher oder Deotücher
  • Für Frauen: Tampons
  • Für Männer: Rasierzeug; schliesslich will man nicht völlig verwildert in die Zivilisation zurückkehren
  • Verbandsmaterial und Pflaster
  • Schmerzmittel und Kohletabletten gegen Durchfall
  • Medikamente, die man selbst benötigen könnte, z.B. Allergietabletten.
  • Desinfektionsmittel
  • Wasser-Desinfektions-Tabletten
  • Miniradio
  • Kompass
  • Kleiner Block zum Schreiben
  • Bleistift, noch besser: Kopierstift, weil auch feucht nutzbar
  • Kopien wichtiger Dokumente, Ausweiskopien
  • Notfallbeutel mit Nähzeug, Angelhaken, Angelschnur, Nägel, Reiszwecken, Signalspiegel, Trillerpfeife, Streichhölzer (wasserfest), Feuerzeug, Rasierklinge, Draht, Klebeband.


Besonders lange überlegte ich, ob wir Kochgeschirr und Kocher mitnehmen sollten, denn wir wollten ja nicht entdeckt werden. Aber dann dachte ich mir, dass ich ihn lieber dabeihaben wollte, wenn ein Feuerchen möglich sein sollte, als ihn nicht dabeizuhaben. Zur Sicherheit packte ich noch für jeden ein Paket MRE ein, das waren Fertigmahlzeiten der amerikanischen Armee. Sie hatten den Vorteil, dass ein chemischer Einmal-Erhitzer dabei war, mit dem man das Essen auch ohne Feuer warm machen konnte. Der Nachteil war, dass das Essen nicht so gut schmeckte, wie das, was ich selbst für Notfälle zusammengestellt hatte. Ausserdem packte ich noch viele Nahrungsmittel ein, die man kalt essen konnte, darunter etliche Müsliriegel, so wie die, die ihr gerade gegessen habt.

Nach einer Weile hatte ich die Rucksäcke fertig gepackt und sie waren wie erwartet prall voll geworden. Sehr leicht waren sie auch nicht mehr, obwohl ich bei den einzelnen Sachen durchaus aufs Gewicht geachtet hatte.

Mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken, das Haus alleine zu lassen und irgendwo in der Umgebung im Freien zu übernachten. Darum hatte ich früher auch mal vorgeschlagen, dass man sich in so einer Situation doch auch zusammen mit den ganzen Sachen im Keller verstekcen könnte. Aber Felix machte mir klar, dass man als Mensch im Keller Geräusche macht und Licht braucht und daher viel leichter zu entdecken ist, als schweigsame Dinge, die im Dunkeln ausharren. Ausserdem würde ja durchaus die Möglichkeit bestehen, dass der Keller gefunden wird, und diesem Risiko wollten wir uns nicht aussetzen. Lieber mittellos als tot. Darum war diese Kurzzeit-Flucht die beste Möglichkeit.

Doch um rechtzeitig gewarnt zu sein, wenn Banden sich unserem Haus näherten, wollten wir auf einer Anhöhe noch eine Webcam installieren, die per Funk ein Bild von der Zufahrtstrasse liefern würde. Ich ging also zu Felix ins Büro, denn diese Webcam hing eng mit seinen Fortschritten zusammen.

Felix hatte inzwischen gute Fortschritte gemacht. Er hatte drei Leute im deutschsprachigen Raum erreicht, mit denen er vorher schon vereinbart hatte, dass sie bei dem Notfall-Netz mitmachen würden. Sie wollten genau wie wir, heute mal alles ausprobieren und ab morgen möglichst dauerhaft mit ihren Servern zur Verfügung stehen. Das waren sehr gute Nachrichten. Wir hatten zwar mit mehr Leuten gerechnet, aber vielleicht kam das noch.

Jetzt stand eine Menge Arbeit an, um die Ideen zu realisieren. Der Server war kein Problem, denn der wartete schon fertig installiert auf seinen Einsatz. Der Server war übrigens ein stromsparendes Sub-Notebook. Zur Not hätte man ihn in die Jackentasche stecken können. Die Funk-Antenne war schon schwieriger, denn um eine gute Reichweite zu haben, musste sie möglichst weit oben sein. Da ein Mast wegen der Auffälligkeit nicht infrage kam, wollten wir sie in den höchsten Baum in Hausnähe hängen. Felix hatte sich extra für diesen Zweck Steigeisen angeschafft und das Baumklettern geübt, damit es im Ernstfall problemlos klappen würde.

Wir gingen also zu dem erwählten Baum und Felix machte sich an den Aufstieg. Meine Aufgabe war es, das dünne Kabel nachzuführen und ausserdem das Seil zu sichern, an dem Felix zusätzlich festgemacht war. Und so sah ich ihn von unten aus hochklettern, während ich verkrampft das Seil hielt. Eigentlich war ich ja früher mal die Baumkletterin von uns gewesen, aber das war in meiner Jugend gewesen, als ich im Verhältnis zu den Muskeln noch leichter war. Inzwischen hatte Felix naturgemäss deutlich kräftigere Muskeln, vor allem in den Armen und Händen, daher war er der Kletterer der Wahl, obwohl er gar nicht gern solche Risiken einging. Immerhin ging er das Ganze sehr vorsichtig an, was auch mich beruhigte. Mulmig war mir trotzdem zumute.

Irgendwann war er so weit oben, dass sich der Stamm unter seinem Gewicht schon leicht zur Seite neigte und dort band er die Antenne gründlich fest. Die Antenne selbst war recht klein; von unten konnte man sie unmöglich sehen. Und das Kabel hatten wir auch in braun gewählt, damit es nicht so auffiel. Das Anschlusskabel zum Haus hatten wir schon letztes Jahr im Boden vergraben.

Nachdem er den Sitz der Antenne durch kräftiges Rütteln mehrmals überprüft hatte, begann Felix den Abstieg. Er war noch sehr weit oben und winzig klein, als plötzlich ein Ast unter ihm nachgab und er nach unten rutschte. Sofort spannte sich das Sicherungsseil und zog mich fast nach oben. Recht dicht unterhalb des abgebrochenen Astes kam Felix dann dank Seil und anderen Ästen wieder zur Ruhe, aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie ihm der Schreck in den Gliedern sass. Auch mein Herz schlug mir bis zum Halse. Hoffentlich hatte er sich nicht verletzt. Ängstlich schaute ich nach oben, und erst als er mir zuwinkte, wurde mir wieder etwas wohler. Der restliche Abstieg ging deutlich langsamer als der Aufstieg und ich hatte den Eindruck, dass Felix die rechte Hand schonte. Als er endlich unten angekommen war, fiel ich ihm gleich in die Arme und spürte laut sein Herz schlagen. Wenigstens war er noch in einem Stück und lebendig.

Dann fragte ich ihn nach seiner Hand. Das Handgelenk tat ihm weh und war kaum zu gebrauchen. Ich vermutete eine Verstauchung, nachdem ich die Hand gründlich untersucht hatte. Ausserdem war er mit dem Rücken auf einen Ast geprallt und hatte einen monströsen blauen Fleck auf der einen Seite. Ich vermutete auch eine gebrochene Rippe, denn jeder Atemzug tat ihm etwas weh.

Also gingen wir nicht sofort weiter zu der Anhöhe, um die Webcam zu installieren, sondern erstmal nachhause, um Felix zu verbinden. Wie gut, dass unsere Hausapotheke für slche Fälle gerüstet war. Ich rieb ihm also Handgelenk und Rücken mit einer geeigneten Salbe ein, verband das Handgelenk und auch den Brustkorb bandagierte ich, obwohl Felix das gar nicht gern wollte.

Anschliessend machten wir uns auf den Weg zur kleinen Anhöhe. Diesen Platz hatten wir schon ausgewählt, bevor wir das Haus gekauft hatten. Er lag etwas höher als unser Haus, auf dem Weg ins nächste Dorf und bot einen herrlichen Ausblick, unter anderem auch auf den Strassenverlauf von uns zum Dorf. Auch die Strasse zum richtigen Dorf, das gross genug war, um diesen Namen wirklich zu verdienen, konnte man teilweise überblicken. Es war also eine optimale Stelle, wenn man sehen wollte, ob sich jemand näherte. Weil wir nur zu zweit waren und darum niemanden zur Wache abstellen konnten, sollte diese Aufgabe, wie schon gesagt, von einer Webcam übernommen worden. Für den optimalen Überblick, wollten wir die Webcam in vier bis fünf Meter Höhe auf einem Baum installieren. Natürlich war jetzt nicht mehr dran zu denken, dass Felix diese Aufgabe übernahm, auch wenn es nur fünf Meter hoch gehen sollte.

Auf diese Weise kam ich also doch noch zu meiner Baumkletterung. Der ausgewählte Baum war relativ einfach zu besteigen. Wenn man es erstmal auf den ersten Ast geschafft hatte, der knapp drei Meter über dem Boden wuchs, wurde es recht leicht, weil dann Ast auf Ast folgte. Die Rinde war rauh und grob, sodass ich für den unteren Teil die Rinde zum festkrallen nehmen konnte. Mit den Steigeisen war ich leider nicht vertraut, meine Schuhe waren zum Klettern zu gross, also zog ich wie in alten Zeiten einfach Schuhe und Strümpfe aus und machte mich barfuss an den Aufstieg. Dabei konnte man sich zwar die Füsse aufreissen, was ich aus alter Erfahrung sehr genau wusste, aber barfuss hat man eben auch eine besonders dichte Verbindung zum Baum. Auf das Seil wollte Felix nicht verzichten, obwohl ich die paar Meter bestimmt auch ohne geklettert wäre. Aber sicher ist sicher und ausserdem wollte ich Felix nicht noch mehr erschrecken, denn meine Barfuss-Tour fand er schon sehr merkwürdig.

Die Webcam band ich mir an den Gürtel und begann gut gesichert den Aufstieg. Die ersten drei Meter waren wie erwartet etwas haarig und ich sah bestimmt furchtbar bescheuert aus, wie ich mich da so an den Baum krallte und mich zentimeterweise hocharbeitete. Aber dann wurde es einfacher. Beim Hochziehen merkte ich, dass sich das Gartentraining auch für diesen Zweck gut auszahlte, denn es ging leichter als erwartet.

Nach kurzer Zeit war ich auf einem geeigneten Ast angekommen. Jetzt kam der schwierigste Teil, denn die Kamera sollte nicht in Stammnähe, sondern etwas weiter draussen angebracht werden, damit sie einen möglichst optimalen Ausblick hatte. Ich legte mich also bäuchlings auf den dicken Ast und robbte langsam vorwärts. Zwischendrin musste ich ein wenig innehalten, denn so weit weg vom Stamm (keine zwei Meter), war mir doch ziemlich mulmig zumute. Ein paar tiefe Atemzüge halfen jedoch und ich konnte meine Hände vom Ast lösen, um die Webcam zu greifen und festzubinden. Am Schluss schaltete ich sie an.

Felix hatte ein Empfangsgerät dabei und signalisierte mir, dass das Bild ok sei. Dann überprüfte er noch, ob die Webcam per Fernsteuerung gut beweglich war und sich die gewünschten 180 Grad drehen konnte. Wir hatten Glück, auch das klappte. Zu der Webcam sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass sie solarbetrieben war und auch einen kleinen Akku hatte, der vom Sonnenlicht aufgeladen wurde, sodass man auch nachts Bilder im Infrarot-Modus empfangen konnte. Also ein durch und durch praktisches Stück Technik.

Bei mir klappte der Abstieg ohne weitere Probleme und das letzte Stück ging sogar deutlich schneller, weil ich mich an dem untersten Ast runterliess und dann zu Boden sprang. Wir fielen uns trotzdem wieder in die Arme und auch diesmal klopften die Herzen schnell. Felix hatte bestimmt viel Angst ausgestanden, als er mich auf dem Baum rumturnen sah. Männer überlassen solche Aufgaben auch nur ungern ihren Frauen, weil es sie treibt, selbst die gefährlichen Dinge zu übernehmen. Aber manchmal ging es eben nicht anders.

Wir waren also sehr froh, das Abenteuer überstanden zu haben und probierten noch ein wenig mit der Fernstuerung der Kamera rum. Sie funktionierte prima. Bestimmt fragt ihr euch, warum wir die Kamera schon an diesem Tag installiert hatte, wo wir doch Angst hatten, dass es vielleicht noch mehr EMP-Schläge geben könnte. Nun, zunächst mal war es uns sehr eilig, immer zu wissen, ob da jemand in unsere Richtung kam und ausserdem hatten wir zehn solche Kameras im Keller, weil wir bei einem günstigen Sonderangebot mal gründlich zugeschlagen hatten. Die Webcams, die wir vorher schon rund ums Haus im Einsatz gehabt hatten, um z.B. immer den garten sehen zu können, waren natürlich bei dem EMP-Schlag kaputtgegangen, aber wie gesagt, gab es genügend Ersatz.

Bevor wir das Notfall-Netz in Angriff nahmen, kochten wir uns noch einen Tee und erholten uns ein paar Minuten von den Strapazen. Das mit dem Handgelenk und der Rippe war ziemlich ärgerlich. Wer weiss, was noch auf uns zukommen würde, und verletzt zu sein, ist in schwierigen Zeiten immer besonders unerfreulich und hinderlich. Naja, ich hatte ja zur Not noch zwei gesunde Hände und diese Hände waren schliesslich garten-gestählt.

Felix wirkte dennoch ziemlich betrübt, was sich erst besserte, als wir den Server an Notstrom und Antenne angeschlossen hatten und er nach dem Hochfahren sofort eine Verbindung zu anderen Rechnern bekam. Auf unserem Server befanden sich eine Datenbank mit lauter KnowHow, das man in Notfällen gebrauchen könnte, ausserdem mehrere Diskussionsforen zum Erfahrungsaustausch, ein Chat für Sofort-Kommunikation, eine Art Kleinanzeigen-Börse für Material und Fachleute, eine Pinwand, wo Leute wieder zueinanderfinden konnten und ein System, mit dem man persönliche Botschaften verschicken konnte, so wie Emails, aber ohne die emailtypischen Probleme wie Spam und Viren. Ähnliches war auch auf den anderen Servern installiert, die wir erreichen konnte und wie geplant begann ein fröhliches Hin- und Her der Daten mit dem Ziel, auf jedem Server möglichst alles zu haben, falls der eine oder andere Server wieder ausfallen sollte.

Zu dieser Zeit bestand unser Teil des neuen Internets aus genau drei Servern, was natürlich eher ein trauriger Witz ist, wenn man bedenkt, wie umfangreich das Internet vorher gewesen war. Doch wir hofften, dass sich in den nächsten Tagen einige der Satelliten erholen würden, wenn sich die Ionossphäre wieder beruhigt hatte. Dann bestand die Chance, auch Server erreichen zu können, die weit weg standen. Auf diese Weise konnten die kleinen regionalen Servergruppen, die durch Funk verbunden waren, sich allmählich wieder weltweit vernetzen und die Menschen konnten sich gegenseitig unterstützen, die schwierige Zeit zu überstehen.

Erreichbar war das neue Netz zur Zeit nur für Leute, die funktionierende Computer und Funkmöglichkeit hatten und ausserdem unsere Frequenz wussten, daher war es zunächst ziemlich ruhig, wenn man mal von dem automatischen Datenabgleich absah. Mit den beiden anderen Serverbesitzern trafen wir uns jedoch im Chat, wo im Laufe des Abends noch mehr Leute eintrafen. Wir erzählten uns gegenseitig von unseren Erlebnissen seit der Katastrophe. Den beiden Serverbesitzern war es ähnlich gut ergangen wie uns, schliesslich waren sie auch gut vorbereitet und lebten wie wir auf dem Land. Bei den anderen Besuchern waren zwei dabei, die nur durch Zufall eine funktionierende Ausrüstung hatten und bei denen sah es schon schlechter aus. Einer sass in der Stadt und war jetzt schon sehr hungrig. Jemand anders hatte aber ein paar Tipps zur Hand, wo man in der Stadt des Einen wohl die besten Möglichkeiten hätte, Essen zu bekommen. Auch in den Foren hinterliessen wir Nachrichten, dass wir jetzt da seien und uns freuen würden, wenn andere sich dazugesellen.

Durch den langen Chat, den wir auch gar nicht gewöhnt waren, weil wir sonst fast nie chatteten, war es recht spät geworden und uns fielen fast die Augen zu, als wir uns entschieden, ins Bett zu gehen. Den Server liessen wir laufen, denn das Notfall-Netz war so gut angenommen worden, dass wir es nicht übers Herz brachten, unseren Server wieder abzuschalten. Ausserdem hätten wir ja noch Reserve-Server, falls es neue Probleme geben sollte.


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EMP - Ein Survivalroman